Die Berufswahl gestaltete sich für mich etwas schwierig. Der Berufswunsch Lehrer war aufgrund meiner schlechten Noten, besonders in Französisch, nicht mehr drin. In der Schule haben wir diverse Test gemacht, die haben mich auch nicht weitergebracht. Auf dem Berufswahlamt habe ich mir dann eine Liste mit Lehrberufen geholt. Ganz rechts gab es eine Spalte mit den Gehältern nach der Lehre. Ich habe mir dann den Beruf rausgesucht, in dem man nach der Lehre am Meisten verdient hat, nämlich FEAM; Fernmeldeelektronikapparatenmonteur! Ein Wort, ohne Luft holen und ohne Schlucken. Leider gab es nicht soviele Lehrstellen, und die wenigen die es gab, waren alle schon vergeben.
Kurz vor den Herbstferien hatte mein Vater dann den Vorschlag, ich könne doch eine Schnupperlehre als Koch machen. So hätte ich schon mal eine Schnupperlehre und das würde sich in meinen Berwerbungschreiben gut machen (Vitamin M gab es damals leider noch nicht). Die Vorstellung das ich Koch lernen sollte, jagte mir eiskalte Schauer über den Rücken. In einer Küche ist es immer stressig und riecht teilweise unangenehm, man schneidet sich an den Messern und hinterher ist man nur am putzen und abwaschen. Ich wollte auf keinen Fall den gleichen Beruf erlernen wie mein Vater!
Der Termin der Schnupperlehre rückte immer näher, es waren die ersten zehn Tage in den Herbstferien. Ich bin mit dem Zug nach Zürich zum Hotel gefahren. Irgendwie kam es anders als erwartet. Die Leute waren nett, die Küche sehr sauber, nirgends roch es unangenehm, es gab immer was zu essen und hin und wieder gab es Zeit um "Seich" zu machen. Ja, das gefiel mir so gut, dass ich nach den zehn Tagen Schnupperlehre entschied Koch zu lernen, allerdings nur in diesem Hotel. Ich denke ich haben einen guten Eindruck hinterlassen, denn obwohl sich der Küchenchef schon für drei Lehrlinge entschieden hat, durfte ich als Nummer vier im Frühjahr dort meine Lehre beginnen.
Die Lehrzeit hat mich, wie die Meisten meiner Leidensgenossen auch, sehr verändert. Mich Gott sei dank zum Positiven, hoffe ich doch. Ich war endlich weg von Zuhause, hatte mein eigenes Zimmer im Maximilianeum, ich war auf mich gestellt, konnte tun und lassen was ich wollte und hatte immer etwas Geld im Sack. Manchmal ging ich in der Zimmerstunde oder an freien Tagen noch arbeiten. In der Badi Seebach habe ich mal einen Sommer am Kiosk ausgeholfen, sonst habe ich in der Stadt Zürich Werbeprospekte für ein Modegeschäft ausgetragen. So gab es zusätzlich etwas Geld in die Kasse, womit ich mir dann meist Urlaub auf den Kanaren geleistet habe.
Im nachhinein war es eine gute Zeit, aber ich kann mich auch an Tage erinnern, an denen es mir eher bescheiden ging. Naja, ich habe mich da halt durchgebissen, irgendwie gings dann doch immer vorwärts. Ich hatte auch das Glück, dass ich immer auf den Rat und die Hilfe von Arbeitskollegen zurückgreifen konnte. Der damalige Patissier war für mich sowas wie Elternersatz. Er hat mich unterstützt und hin und wieder auch gepusht! Danke.
Dann kam die Lehrabschlussprüfung, wir mussten damals nach Weinfelden. Ich habs eigentlich nicht schlecht gemacht. Die praktische Prüfung war nicht so berauschend, dafür die schriftliche und mündliche umso besser.
Egal, ich habs geschaft, ich habe den eidgenösischen Fähigkeitsausweis als Koch erworben, Punkt.